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Flotte på blankt vatten. Skogen sträcker ut sig i bakgrunden.

Das grosse abenteuer

Durch wilde Wälder, uber schöne Gewässer und kahle Berggipfel fuhrte sie der Weg - in 120 Tagen durchquerte die Fotografin Linda Akerberg ganz Schweden. Lesen Sie Ausschnitte aus ihrem Reisetagebuch, das jede Menge Inspiration und magische Erlebnisse bietet.

 

9. JUNI, SKÅNE

Obwohl es noch Frühsommer ist, ist das Was­ser im lmmeln-See fast wärmer als die Luft. Das weckt ein gutes Gefühl, als ich durchs Wasser wate, um ins Kajak zu steigen. Ich setze mich aufrecht, greife den Paddel, winke noch einmal zu meiner Freundin am Strand und lege los. Nach einigen ungeschickten Zügen bekomme ich ein Gefühl für das Kajak. Bald stimmt die Technik und ich geniege das Gefühl, unterwegs zu sein.

Vor mir eine laminierte Karte: „Immeln - Lake District Sweden“. Sie zeigt den 23 Quadratkilometer großen See mit seinen über 100 unbewohnten Inseln. Die Region wird ,,Schwedens südlichste Wildnis" genannt. Ich verstehe, warum. Etwa wenn ich zwischen den Inseln in den Windschatten der Landmassen paddele. Oben in einem Baum erblicke ich ein riesiges Nest und bald gleiten majestätische Flügel über mir durch die Luft. Das Fischadlerpaar landet im Nest und beobachtet von dort aus das Wasser. Auf einer anderen Insel blickt ein Reh durch die Bäume. Mit dem Kajak zu fahren erzeugt ein unglaubliches Gefühl, ganz anders als bei einem Motorboot.

Meine Freunde, die ich am Strand zurückgelassen haben, betreiben das Immelns Kanotcenter. Sie verleihen nicht nur Kajaks oder Kanus, sondern auch Ausrüstung für einige Tage in der Wildnis. Welches Gefühl - hinauszupaddeln und ein Lager allein auf einer lnsel aufzuschlagen! Heute steuere ich aber das Festland an, genau auf der anderen Seite der Grenze nach Blekinge. Ich werde den Abend ganz für mich am Ufer genießen, allein mit dem Gluckern der Wellen.

 

Kvinna på cykel vid havet

Linda auf dem Rad zwischen Varberg und Göteborg.

28. JULI, VÄRMLAND

Kurz vor fünf am Morgen klingelt der Wecker. Es ist hell geworden und trotz der frühen Stunde öffne ich die Augen lächelnd. lch bleibe noch kurz liegen und genieße das Gefühl, dass heute ein Traum Wirklichkeit wird.

Als geborene Värmländerin gab es immer eine Sache,dlie ich irgendwann einmal machen wollte: mit einem Holzfloß auf dem Klarälven fahren. Auf dem Klarälven Campingplatz in Stöllet bekam ich Hilfe beim Floßbau von Vildmark i Värmland. Am Tag vor der Abfahrt habe ich die Stämme hergeschleppt und mit der frisch erlernten Technik festgezurrt. Das fertige Floß habe ich am Ufer verankert, wo es jetzt auf mich wartet.

Der Nebel tanzt sachte über der Wasserober­fläche, als ich losfahre. Im Schatten ist es noch kühl. Der Fluss schlängelt sich durch ein Tal und es dauert seine Zeit, bis die Sonne über die umliegenden Hügel gestiegen ist. Die Fahrt verläuft langsam, doch man muss immer auf der Hut sein. In den Biegungen haben sich Sandbänke gebildet. Mit Hilfe eines langen Stocks stoße ich mich vorwärts, um nicht steckenzubleiben. Es hat etwas voneiner Meditation: Man muss ständig im Hier und Jetzt sein. Konzentriert, aber entspannt.

Einige Stunden später gehe ich an Land. Hier nehme ich das Floß wieder auseinander und schichte die Stämme in einer Furche, wo sie später abgeholt werden. Ich freue mich, dass sich der Traum erfüllt hat, aber auch darüber, eine für Värmland so bedeutende Tradition erlebt zu haben. Der Klarälven läuft wie eine Pulsader durch die Landschaft und wurde lange für die Holzflößerei genutzt.

 

Två personer binder ihop stockar till en flotte.

Auf dem Klarälven geht ein Kindheitstraum in Erfüllung: eine Fahrt auf einemselbstgebauten Holzfloß
Hand som håller karta med texten Vildmark i Värmland.

Die Route von Klarälven wird für den Abflug untersucht.

28. AUGUST, ÅNGERMANLAND

Es ist bemerkenswert, wie viele Träume ich bei dieser Reise abgehakt habe. Es wirkt so leicht, wenn man nur unterwegs ist. Heute möchte ich die schwarze und schwierigste Route auf der „Via Ferrata“-Kletterarena am Skuleberget absolvieren.

Das ist einer der charakteristischsten Berge an der Höga Kusten. Die steilen Felswände wurden vor Hunderten Millionen Jahren gebildet und sind danach feingeschliffen und von den Eiszeiten verdichtet worden. Besonders von der letzten, die wohl hier ihr Zentrum hatte und über drei Kilometer dickes Eis brachte. Das Gewicht druckte das Land herunter. Als das Eis schmolz, hob es sich langsam wieder - was es bis heute macht.

Auf der Ostseite des Berges liegt die ,,Via Ferrata“-Kletteranlage. Mit ihren vier Routen ist sie die größte in Europa. Die Klettersteige verlaufen entlang festgeschraubter Drahtseile den Berg hinauf. An ihnen sichert man sich, indem man sich an zwei Schlingen mit Karabinerhaken einhakt. Diese sind wiederum am Gurt befestigt, den man trägt. Für Leute mit Höhenangst ist das wohl nicht das Richtige, aber sogar für mich (und ich bin nicht wirklich schwindelfrei!) ist es eine Herausforderung, die genau richtig an der Grenze liegt. Ehvas unheimlich, aber es 111acht sehrviel Spaß!

Die Routen haben verschiedene Schwierigkeitsgrade, so dass hier auch Anfänger ohne Klettererfahrung etwas unternehmen können.

Ich habe schon alle Routen absolviert, außer der schwarzen. Es beginnt mit einer 17 Meter hohen, senkrechten Wand. Es kitzelt im Bauch, als ich mich im Drahtseil einklinke. Meine Freundin Hanna, die dabei ist und auf der Anlage arbeitet, wirft mir einen beruhigenden Blick zu: ,,Du schaffst das!“ Ich lächele zurück und fange an. Es geht aufwärts, mit voller Konzentration auf den Körper und die Felswand.

Oben muss ich Atem schöpfen oder eher meine nervöse Atmung beruhigen, die Arme entspannen und wahrnehmen, was ich gerade geschafft habe. Danach geht es weiter aufwärts. Auf den kleinen Absätzen, die es in regehnäßigem Abstand zwischen den Kletterpartien gibt, mache ich eine Pause. Die Aussicht ist unglaublich. Obwohl ich hier schon öfter war, fasziniert mich das jedes Mal aufs neue. Die gewellten Berge ragen aus der funkelnden Ostsee heraus, deren Horizont fast mit dem Himmel verschmilzt. Dies ist einer der seltenen Orte, an denen man Berge und das Meer zusammen sehen kann. Vermutlich komme ich deshalb immer wieder hierher.

 

Via Ferrata på högt berg. Kvinna med hjälm högt över skogsklätt landskap.

LINDA ÅKERBERG

Fotografin & Abenteurerin

Ålder: 37 

Familie:  Freund und drei Bonustöchter.

Nächtes Traumprojekt: lch mache gerade eine Bergfuhrerausbildung zum lnternational Mountain Leader (IM L).

Lebensmotto:  Allein du kannst dafur sorgen, dass deine Träume wahr werden - und lebe immer im Hier und Jetzt. 

Tipp für alle, die Abenteuer suchen: Wenn es ein Abenteuer gibt, von dem du wirklich träumst, dann denke nicht zu viel über das ,,Wie", ,,Wo“ und ,,Wann“ nach. Trage es einfach im Kalender ein. Danach kannst du noch alles Nötige erledigen - Informationen, Ausrüstung und so weiter.

 

24. SEPTEMBER, LAPPLAND

Es ist ein kühler Morgen, als ich meinen letzten Tag auf dem Kungsleden beginne. Heute möchte ich von den Hutten am Alesjaure bis nach Abisko wandern, insgesamt etwa 37 Kilometer. Nach fast vier Abenteuermonaten ist der Körper stark genug, außerdem ist der Abschnitt flach oder es geht abwärts.

Ich lasse mir Zeit und genieße die Wanderung. Es ist spät in der Saison und es sind nur wenige unterwegs. Diesmal bin ich von Vakkotavare losgewandert, doch der Kungsleden führt ganz hinunter bis nach Hemavan, etwa 450 Kilometer südlich von Abisko.

Der Morgen geht in den Tag über, als ich am Wasser des Alesjaure entlang laufe. Es ist so blau wie der Himmel und umgeben vom uralten Gebirgsmassiv. Die schwedische Gebirgskette zählt zu den ältesten auf der Erde und ist etwa 450 Millionen Jahre alt. Deshalb sind die Berge hier so flach und abgerundet - über lange Zeit von den Mächten des Wetters abgeschliffen. Als das Gebirge hier entstand, soll es über 8.000 Meter hoch gewesen sein! Man kann leicht meinen, man sei ganz weit draußen in der Wildnis, doch am anderen Seeufer liegt ein Lager, das zum Samendorf Laevas gehört.

Ich überquere die Baumgrenze, und nachdem ich den Abisko Nationalpark erreicht habe und an der Mündung des Abiskojaure etwas gegessen habe, laufe ich weiter den rauschenden Fluss entang, bis ich das Etappenziel erreiche: die Bergstation Abisko. Hier erwartet mich ein Dreigängemenü Ein Portal aus Bergbirken geleitet 111ich zur Station und ich spüre, dass ich diesen Weg nicht zum letzten Mal gelaufen bin.

 

Kvinna i vidsträckt fjällandskap i höstfärger.

Der Kungsleden bietet eine wunderschöne herbstliche Ausblicke.

Strumpklädda fötter och en kaffepanna på ett spritkök. I fonden fjällbäck och berg.

Wenn die Beine schwerwerden, ist eine Tasse Kaffe in der Sonne einfach Gold wert. 

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